Auftritte bekommen – So kommst du ins Geschäft
Für viele Zauberer – besonders Amateure und Einsteiger – ist die entscheidende Frage: Wie komme ich an Auftritte?
Über die Jahre habe ich vielen Kollegen immer wieder dieselben Tipps gegeben, die mir geholfen haben. Just gestern Abend hatte ich Besuch von einem Zauberfreund, und genau dieses Thema kam wieder auf. Grund genug, meine Erfahrungen zu teilen.
Ich habe meine ersten regelmäßigen Auftritte aus der Straßenzauberei heraus entwickelt. In den Wintermonaten war es wichtig, Indoor-Locations zu finden – also Restaurants, Bars und Hotels. Dort habe ich als Tischzauberer oder an der Bar gezaubert, meist auf Trinkgeldbasis, später mit festen Gagen.
1. Der richtige Ort – Wo fange ich an?
Wenn es um Restaurants und Bars geht, denken viele sofort an große Gala-Engagements oder teure Dinnershows. Doch meine Methode war direkter und pragmatischer. Hier ein paar Tipps, wie ich es gemacht habe:
1️⃣ Gebiet festlegen:
•Ich habe eine Landkarte und einen Zirkel benutzt, um mir einen Radius von etwa 50 km zu markieren – weiter wollte ich für einen regelmäßigen Auftritt nicht fahren.
2️⃣ Locations recherchieren:
•Ich habe alle Restaurants, Bars und Hotels in diesem Bereich auf eine Liste gesetzt, die mir interessant erschienen.
•Anschließend habe ich jede Location persönlich besucht und mir das Publikum, das Ambiente und die allgemeine Atmosphäre angesehen.
3️⃣ Testbesuche – Spionieren und Einschätzen:
•Ich ging als normaler Gast in die Location, bestellte etwas und beobachtete das Geschehen.
•Würde hier Zauberei passen? Wie ist das Personal? Ist das Publikum offen oder eher reserviert?
2. Die Strategie – Wie bringe ich mich ins Gespräch?
Hier kommt der Trick: Nicht direkt fragen, sondern Interesse wecken.
4️⃣ „Zufällige“ Zauberei:
•Beim zweiten oder dritten Besuch nahm ich einen Freund oder eine Freundin mit.
•Ich tat so, als ob ich mit ihm/ihr über etwas Wichtiges spreche – währenddessen ließ ich zufällig ein paar kleine Zauberbewegungen einfließen.
•Keine kompletten Tricks, sondern einfache Flourishes, Kartenwechsel oder Fingerfertigkeits-Übungen – auffällig genug, dass das Personal oder der Besitzer es wahrnahm, aber nicht so aufdringlich, dass es störte.
5️⃣ „Beiläufige“ Erwähnung:
•Früher oder später kam die Frage: „Sind Sie Zauberer?“ – und genau darauf wartete ich.
•Meine Antwort: „Ja, ich mache das beruflich.“ – und das war’s. Keine Werbung, kein Anbiedern, nur diese kurze Info. Dann bin ich gegangen.
6️⃣ Erneuter Besuch mit Empfehlung:
•Beim nächsten Mal kam ich mit einer anderen Begleitung und lobte gezielt das Essen oder den Service vor dem Personal oder Chef.
•Klappern gehört zum Handwerk! Wenn ich positiv über den Laden spreche, stärkt das die Verbindung.
7️⃣ Der erste Trick für den Besitzer:
•Beim nächsten Mal ließ ich mich in ein Gespräch verwickeln und zeigte gezielt dem Chef oder einer wichtigen Person zwei oder drei starke Tricks.
•Dann lenkte ich das Gespräch darauf, dass ich das auch in anderen Restaurants mache – und dass Gäste es immer lieben.
•Hier gab ich dem Besitzer meine Visitenkarte.
3. Der Einstieg – So kommt es zum ersten Job
Nun ging es darum, aus Interesse eine Gelegenheit zu machen.
8️⃣ Das kostenlose Testangebot:
•Erst beim vierten oder fünften Besuch schlug ich ein „Testevent“ vor – ein oder zwei Abende, kostenlos für den Besitzer, um zu zeigen, wie gut es funktioniert.
• Nach einem erfolgreichen Testabend sprach ich dann über eine feste Gage oder das Arbeiten auf Trinkgeldbasis.
9️⃣ Der Stammplatz:
•War die Zusammenarbeit erfolgreich, hatte ich meinen festen Platz in der Location – eine verlässliche Einkommensquelle und eine Möglichkeit, weitere Kunden für private Events zu gewinnen.
Wichtige Lektionen aus der Praxis
✅ Visitenkarten statt Hochglanz-Werbung:
•Niemand braucht aufwendige Flyer oder eine Website. Live-Vorführungen sind die beste Werbung.
✅ Nie aufdrängen!
•Warte, bis du eingeladen wirst, an einen Tisch zu kommen. Es gibt viele Tricks, um Gäste neugierig zu machen, ohne sie zu bedrängen.
✅ Der Tisch gehört dem Gast:
•Keine Tricks direkt auf der Tischoberfläche, keine Ablagen auf dem Tisch. Alles passiert in den Händen.
•Warum? Bessere Haltung, weniger Buckeln und schnellerer Wechsel zwischen den Tischen.
✅ Kurz und knackig:
•6 – 7 Minuten pro Tisch, dann weiter. Wenn sie mehr wollen, bitten sie dich zurück.
✅ Unauffällige Hinweise auf deine Zauberei:
•Kleine Aufsteller auf dem Tisch mit einem Hinweis: „Heute Abend: Magische Unterhaltung – kostenlos & nur auf Wunsch der Gäste.“
•Ein kleines Plakat im Eingangsbereich, das mit Humor auf den Zauberer hinweist.
✅ Visitenkarten geschickt platzieren:
•Immer genug dabeihaben und im Eingangsbereich auslegen.
•Visitenkartentricks nutzen, sodass Gäste deine Karte als „Zauber-Souvenir“ mitnehmen.
✅ Trinkgeld ist Nebensache – Folgeauftritte sind das Ziel:
• Das wahre Geld liegt nicht im Trinkgeld, sondern in den Folgeauftritten.
• Gäste, die dich erleben, buchen dich für Hochzeiten, Firmenfeiern oder private Events.
✅ Ego runterfahren:
• Niemand braucht einen überheblichen Blender.
•In einem Restaurant bist du Teil des Servicepersonals – nur mit einer besonderen Fähigkeit.
Fazit: Erfolgreiche Restaurant-Zauberei ist mehr als Tricks zeigen
Es geht nicht nur darum, Karten zu mischen oder Münzen zu verschwinden zu lassen – es geht um Netzwerkaufbau, Fingerspitzengefühl und Psychologie.
Wer sich geschickt ins Gespräch bringt, ohne sich aufzudrängen, schafft sich ein solides Fundament für regelmäßige Auftritte. Und wer langfristig denkt, erkennt schnell: Der wahre Erfolg liegt nicht nur im Applaus, sondern in den Folgeauftritten, die aus diesen Abenden entstehen.
So habe ich mir meine ersten Jobs aufgebaut – und du kannst es auch! 😉 🎩✨